Beim Projekt Canōgraphie geht es darum, die natürlichen Gesten einer Sängerin während des Gesanges durch „Light Painting“, also durch photographische Langzeitbelichtung von Leuchtmanschetten, die an ihren Unterarmen befestigt wurden, festzuhalten.

Singen (lateinisch: canō, „ich singe") und Zeichnen (griechisch: graphein, „schreiben, zeichnen") verschmelzen zu einer einzigen Handlung. So wird graphisch dargestellt, was der singende Körper ausdrückt, während die Sängerin die natürliche Haltung beibehalten kann, die sie für den Ausdruck ihrer Kunst benötigt.

Das Negativ der photographischen Aufnahmen ergibt eine schwarze Graphik auf weißem Hintergrund, die an Gesten zeitgenössischer Kalligraphik erinnert.

Die Zeichnungen unten rechts sind ein Versuch, meine eigenen Körpererfahrungen während des Singens klassischer Stücke mittels Interozeption graphisch darzustellen, zum Beispiel die Spannungen und Entspannungen der Muskeln und die Atmung.

Manchmal stellt die Zeichnung ein bestimmtes, genau lokalisiertes Körpergefühl dar, manchmal eine umfassendere Sicht einer größeren Körperregion, zum Beispiel des Rumpfes.

Diese Körperdarstellungen sind so, wie ich sie selber erlebe. Natürlich haben alle Sängerinnen und Sänger eine je eigene Beziehung zu ihrem Körper und greifen auf ihr Muskelgedächtnis zurück, um beim Singen jene Genauigkeit und Position zu haben, die für sie und ihre Kunst am besten passt.

Canōgraphie ist ein Spot-On-MozART Projekt der Universität Mozarteum Salzburg.